
Zwanzig lange Jahre wartete der SC Bronschhofen darauf, endlich wieder in der höchsten regionalen Fussballliga antreten zu dürfen. Nach dem Aufstieg im Sommer ist die Vorrunde nun bereits wieder Geschichte – ein Halbjahr, das erwartungsgemäss Licht und Schatten bereithielt.
Bruch nach fünf Partien
Der zwischenzeitliche 5. Tabellenplatz war jedoch nur eine Momentaufnahme. Die „Baisse“ setzte ausgerechnet mit dem eigentlichen Heimspiel-Highlight gegen Gruppenfavorit Bazenheid ein. Dem verlustpunktlosen Leader, der kurz zuvor noch YB im Cup empfing, reichte ein Elfmeter in der 1. Minute zum knappen Sieg. Es folgten bittere Bodensee-Fahrten (0:3-Niederlagen in Tägerwilen und Rorschach) sowie ein unbefriedigendes 1:1 gegen Steinach.
Die erfolgsverwöhnten SCB-Fans – in den letzten Jahren gabs im Schnitt stets über zwei Punkte pro Spiel – sahen ihre Mannschaft erstmals im Abwärtsstrudel. Umso wichtiger waren die Duelle mit den Direktkonkurrenten Herisau und Tobel. Beide Male gerieten die Bronschhofer früh 0:2 in Rückstand. Doch während gegen die Ausserrhoder ein spektakuläres 6:3-Torspektakel gelang, reichte es im Thurgau nicht mehr zu Zählbarem (2:3).
Im Soll trotz Schwierigkeiten
In der Statistik ist die Ambivalenz der Bronschhofer Herbstrunde wohl am offensichtlichsten: 8. Rang mit 12 Punkten tönt zunächst nicht brillant, wird aufgrund des grossen Vorsprungs auf die Abstiegsränge, mit gestandenen 2. Liga Teams wie Abtwil-Engelburg (5 Punkte) und Herisau (3 P.), jedoch zu einer bemerkenswerten Leistung.
Bestehende Schwierigkeiten mit der höheren Liga – fünfmal gabs 3 oder mehr Gegentore in einem Spiel, bloss einmal gelang ein „Shutout“ – können nicht verborgen werden. Müssen sie aber auch nicht. Aller Höhenflüge der letzten Jahre zum Trotz: Bronschhofen ist ein Dorfverein, für den allein schon der Klassenerhalt in der 2. Liga eine geschichtsträchtige Errungenschaft wäre. Da ist jeder kleine Punktgewinn ein grosser Schritt in Richtung dieses monumentalen Ziels.
In der Vorrunde wurde der Grundstein zum Klassenerhalt bereits gelegt. Der schwierigere Schritt – die Bestätigung und letztlich die Zielerreichung – stehen hingegen noch vor unserem SCB.
Auf die Rückrunde hin verändert sich das Gesicht der ersten Mannschaft kaum. Einerseits ist das gewollt, weil es zwischen Trainer und Betreuern sowie mannschaftsintern gut funktioniert. Andererseits ist etwas Pech auf dem Transfermarkt zu beklagen. Denn nach den Abgängen von Danijel Jovancevic, Djordje Petrovic und Bojan Peric klappte die Kaderergänzung nicht wie gewünscht. Zwei Zuzüge scheiterten wegen Niveauunterschieden respektive OFV-Regularien und der einzig gelungene von Mevlan Saliu wurde gleich von dessen Verletzung im ersten Testspiel getrübt. Dafür wird wieder mehr Wert auf die vereinsinterne Zusammenarbeit gelegt: einige „Zwei“-Spieler sowie Trainer Aslan Tetik schnupperten in der Vorbereitung öfter beim „Eis“ rein.
Anders als in der Vorsaison, als Schwergewicht Chur 97 im Cup-Viertelfinale (0:1) für einen grossen Zuschaueraufmarsch auf dem Ebnet sorgte, blieb der SCB diesmal eher früh an Ligakonkurrent Tobel (0:2 n.V.) hängen (zuvor 2:1-Sieg in Berg). Oder vorteilhafter ausgedrückt: die Esposito-Elf kann sich voll auf die Meisterschaft konzentrieren.
Harte Arbeit für den Erfolg
Die Wintervorbereitung war mit vier Einheiten pro Woche sehr intensiv. Ein grosser Vorteil stellten natürlich die Trainings auf dem Wiler Kunstrasen dar, wo die Spieler schon früh den geliebten Ball am Fuss hatten. Wenig verwunderlich, waren die Kraft-Termine auf dem Sandplatz deutlich weniger populär. Dass die zahlreichen Testspiele gemischte Resultate lieferten, störte Domenico Esposito nur bedingt: „Freundschaftsspiele sind hauptsächlich dazu da, um Kondition aufzubauen, in den Rhythmus zu kommen und damit Mechanismen stimmen. Neben so vielen Trainings soll auch mal Fussball gespielt werden.“ Für den gelungenen Höhepunkt sorgte letztlich das Trainingslager auf Mallorca.
Der „Rückrunden-Grundriss“ scheint angesichts des Spielplans ziemlich offensichtlich. In den beiden Auftaktspielen gegen die Spitzenteams Amriswil und Calcio Kreuzlingen „darf“ gepunktet werden. In den Sechs-Punkte-Partien gegen Abtwil und Uzwil müssen dann Erfolgserlebnisse her, um dem ominösen Strich fern zu bleiben. Das Ziel ist ganz klar: den Klassenerhalt so schnell wie möglich sicherstellen, damit es an den letzten beiden Spieltagen im Juni nicht zwingend zu Abstiegs-Endspielen gegen Schlusslicht Herisau und Direktkonkurrent Tobel kommen muss.
Nr. 1 in puncto Fairness
Eine erfreuliche Nebengeschichte gibt es derweil durch die Fairplay-Rangliste, wo die erste Mannschaft des SC Bronschhofen ganz zuoberst steht. Mit 21 Strafpunkten aus 13 Spielen (anders gesagt: 16 Gelben und einer Gelb-Roten Karte) ist die Truppe von Domenico Esposito bisher das fairste 2. Liga Team der Ostschweiz. In diesem Sinne hoffen wir, dass unser ambitionierter Aufsteiger auch im Frühling mit Spielwitz und fairer Zweikampfhärte sportliche Erfolge einfahren kann.
Bericht: Florian Lehner
SC Bronschhofen | Sportplatz Ebnet | Postfach 40 | 9552 Bronschhofen